Die Bahai-Gemeinschaft im Iran ist in großer Gefahr

Die Bahai-Gemeinschaft im Iran ist in großer Gefahr!

Umfangreiche Verhaftungen und zunehmende Unterdrückung von Bahaii im Iran

Die geschätzt 300000 Bahais, die größte religiöse Minderheit im Iran, sind unter der islamischen Republik stets Verfolgung, Unterdrückung und Vertreibung ausgesetzt.

Der Gründer der Islamischen Republik, Ruhollah Khomeini, betrachtete Bahais als Agenten Israels und des Zionismus. Er sagte: “(Bahais) jüdische und zionistische Spione versuchen, die Unabhängigkeit, Wirtschaft und Sicherheit des Landes zu zerstören.“, Dokumentationszentrum der Islamischen Revolution.

Seit dem Beginn der Mullah-Herrschaft 1979 sind Mitglieder und Sympathisanten der radikalen Anti-Bahai-Gruppe namens “Hujjatiyeh Association”, die sich den säkularen Ansichten der Bahais widersetzen, in den Machtsstrukturen, der Justiz, Sicherheitsorganen und Regierungsinstitutionen des schiitischen Systems tätig. Dazu zählen Ali Khamenei, Ali Akbar Velayati, Javad Zarif, Kamal Kharazi, Haddad Adel, Ali Akbar Parvaresh, Mahmoud Ahmadinejad, Ayatollah Mesbah Yazdi (verstorben) und viele andere einflussreiche im System.

Bahai glauben, dass der Gründer der Bahai-Religion Mirza Hosseinali Nuri, mit dem Spitznamen Bahaullah (1817-1892), der jüngste Bote Gottes in der Reihe früherer Propheten sei und der Zweck seines Erscheinens darin bestehe, Einheit und Frieden unter der Menschheit zu schaffen. Bahai betrachten Bahaullah als den Verheißenen aller Religionen.

Aus der Perspektive der Träger der islamischen Republik scheint es die größte Provokation zu sein, wenn sich nach dem angeblich letzten Propheten Mohammad ein weiterer Mensch als Prophet ausgibt. Darüber hinaus glauben die Ayatollahs, dass der 12. verborgene Imam Mahdi in der Endzeit auftauchen und das Unrecht auf der Welt beseitigen wird. Dem Selbstverständnis der Ayatollahs nach ist der Führer des Systems, Ali Khamenei, der Repräsentant des Imam Mahdi in der Gegenwart. Seine angeblich göttlich bestimmte Aufgabe besteht darin, die Macht des islamischen Regimes über die eigenen Grenzen hinaus mit dem Jihad, dem heiligen Krieg gegen die Ungläubigen (gemeint ist die USA und Israel), auszuweiten und somit die Auferstehung des Imam Mahdi vorzubereiten.

Die Unterdrückung der Bahais im Iran ist vor allem auf die antisemitische Ideologie und Politik des apokalyptisch-klerikalfaschistischen Regimes zurückzuführen.

Das Regime betrachtet Bahais als zur Vernichtung verurteilte Agenten und versucht dementsprechend sie auszurotten.

In diesem Sinne erkennt das Regime gemäß seiner Verfassung die Religion und Traditionen der Bahais nicht an. Es hat die Abhaltung ihrer Zeremonien und religiösen Versammlungen für illegal erklärt und bislang verschiedene Bahai-Friedhöfe im Land zerstört. Es beschlagnahmt Eigentum der Bahais, verweigert ihnen Kindergärten, Schul- und Universitätsausbildung und staatliche Jobs und vieles mehr.

Während der vier Jahrzehnte Mullah-Herrschaft sind hunderte Bahais, deren Identität nicht bekannt gegeben wurde, hingerichtet und tausende festgenommen und aus dem Iran vertrieben worden.

Den verhafteten Bahais werden von der Mullah-Justiz angebliche Propagandaaktivitäten gegen das Regime und die nationale Sicherheit, Mitgliedschaft in oppositionellen Gruppen und Verbreitung der Bahai-Lehre in kulturellen, sozialen und pädagogischen Orten sowie gezielte Sammlung von Sicherheitsinformationen zu Lasten gelegt.

Die Repressionen gegen die Bahais wurden insbesonders während der Proteste für “Frau Leben Freiheit” im Iran in den letzten Monaten und auch des aktuellen Gaza-Krieges intensiviert. (Das Regime scheint den Bahais die angebliche Schuld am israelischen Vorgehen zuzuschieben.) Die Sicherheitskräfte durchsuchen willkürlich Häuser der Bahais. Auch alte Menschen werden nicht verschont, sondern inhaftiert. Persönliche Gegenstände wie Dokumente, elektronische Geräte und religiöse Bücher werden beschlagnahmt. Dutzende Verhaftete sitzen laut Berichten in Ungewissheit in den gefürchteten Gefängnissen der Geheimdienste der Revolutionsgarden und der Regierung. Ihnen wird Besuch von ihren Familien und Beistand sogar von regimetreuen Rechtsanwälten sowie notwendige medizinische Behandlung strikt verweigert. Auch Die Gefangenen werden auf hohe Kaution nur vorübergehend freigelassen.

In der Freiburger Partnerstadt Isfahan wurden im letzten Oktober 10 Bahais Frauen festgenommen: Yeganeh Al-Sahami, Negin Khademi, Arzoo Sobanian, Yeganeh Roohbakhsh, Shana Shoghifar, Mozhgan Shahrezaei, Neda Badakhsh (Agah), Bahare Lotfi, Prasto Hakim und Neda Emadi.

“In einer jüngsten Erklärung des internationalen Vertreters der Bahai-Gemeinschaft bei den Vereinten Nationen heißt es, dass letzte Woche im November mindestens neunzehn Mitglieder der Bahai-Gemeinschaft im Iran in ihren Häusern in Karaj und Hamadan festgenommen wurden. Der gleichen Quelle zufolge sind fünf der in Hamedan Festgenommenen zwischen siebzig und neunzig Jahre alt, einer von ihnen leidet sogar an der Alzheimer-Krankheit. Zwei weitere verhaftete Frauen sind Witwen zweier Bahai-Männer, die nach der Islamischen Revolution im Iran hingerichtet wurden.”, Radio France, persisch, 17.11.23.

Die aktuelle Verhaftungswelle und zunehmende Unterdrückung der Bahaiis im Iran ist sehr besorgniserregend. Entsprechend sollte die Bundesregierung politisch konsequent handeln.