Antisemitismus an der UdK Berlin: Die Rolle des iranischen Kurators TIRDAD ZOLGHADR
Seit dem Pogrom der Hamas vom 7. Oktober 2023, das offensichtlich mit Unterstützung des islamistischen Regimes im Iran geplant und durchgeführt wurde, fühlen sich Jüdinnen und Juden und ihre Unterstützer:innen an deutschen Universitäten nicht mehr sicher.
Die Organisator:innen und Teilnehmer:innen von Solidaritätsbekundungen für die israelischen Opfer des Hamas-Angriffs, bei dem in dem größten Pogrom seit 1945 mindestens 1200 Israelis ermordet, unzählige verletzt, verstümmelt und vergewaltigt und 240 Menschen aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurden, werden eingeschüchtert und bedroht.
Islamist:innen, Hamas- und Hisbollah-Sympathisant:innen, rechte wie links sich gebende Identitäre, Antiimperialist:innen, Pazifist:innen und Student:innen mit Regenbogenfahnen, die angeblich Palästinenser unterstützen wollen, skandieren nicht nur antizionistische und antisemitische Slogans, sondern leugnen auch den Islamismus und den Vernichtungsantisemitismus als Angriffsmotiv auf Israel und die ideologische Rolle, die das Regime in Teheran im Pogrom und den unmittelbar daran anschließenden Protesten gegen den jüdischen Staat gespielt hat und weiter spielt.
Bereits 2001 verbuchten die Mullahs das von Javad Zarif geleitete Teheraner Vorbereitungstreffen für die so genannte Antirassismuskonferenz der UNO im südafrikanischen Durban, die in eklatant in Antisemitismus eskalierenden Demonstrationen gegen Israel gipfelte als Erfolg: “Die brisante Gleichsetzung von Zionismus und Rassismus war der Erfolg des kleinen iranischen Teams, das seine Arbeit ohne großen Rummel machte und die Konferenz in eine antiisraelische Demonstration umwandelte.“ Durban kann in der Folge als Geburtsort der auf den Boykott von Kultur und Wissenschaft konzentrierten BDS-Bewegung betrachtet werden, in dem das Regime, das dem kulturellen Austausch zur Propaganda im Westen einen überhöhten Wert beimisst, zweifellos als Hebamme fungierte. Bereits 2001 waren die israelfeindlichen Proteste geprägt von unvermissverständlich antisemitischen Bebilderungen durch demonstrierende Kreative. Diesen “Erfolg” perpetuiert das Regime nunmehr seit Jahrzehnten und bedient sich dabei mehr oder weniger direkt im Westen agierender Künstler, Kollektive, Kulturagenten, Wissenschaftler und dergleichen.
In den derzeitigen Demonstrationen an deutschen Universitäten scheint die Strategie erneut aufzugehen, so auch an der UdK Berlin.
Laut Berichten von Student:innen versuchen dort ein Lehrbeauftragter mit iranischem Hintergrund namens Tirdad Zolghadr und eine iranische studentische Hilfskraft Kundgebungen gegen Antisemitismus und den Terrorismus der Hamas zu verhindern. Student:innen, die nicht an israelfeindlichen Aktionen teilnehmen wollen, haben unter anderen der Lehrbeauftragten der UdK Tania Elstermeyer von einer regelrechten Mobbing-Kampagne berichtet, in der sie gezielt kontaktiert und zur Teilnahme aufgefordert und bei Weigerung verleumdet wurden.
Zolgadhr selbst – so legen Berichte von Beobachtern sowie Fotos und ein Video nahe – scheint als Dirigent mindestens einer der Israel diffamierenden Aktionen an der UdK agiert zu haben: “Unter den Studenten, maskiert und kostümiert wie sie, saß, […] auch Tirdad Zolghadr, Gastprofessor seit dem vergangenen Jahr; er habe aus einer hinteren Reihe heraus Regie geführt, den Lärm und das Geschrei mal anschwellen und dann wieder abebben lassen.” https://t1p.de/1bgyg
Als Mitglied der iranischen Shahrazad-Gruppe gestaltete und beteiligte Tirdad Zolghadr sich im März 2004 in Berlin beim Festival “Entfernte Nähe” im “Haus der Kulturen der Welt” an der Ausstellung der nachempfundenen Inhalte des Kleiderschranks des Gründers der Islamischen Republik, Ayatollah Ruhollah Khomeini.
Zu den damaligen Protesten des iranischen Schriftstellerverbands und des Exil-PEN gegen diese Zurschaustellung eines bloß wahllos deutungsbaren Heiligenschreins religiöser wie ideologischer Natur äußerte sich Tirdad Zolqadr irrational gegenüber der Deutschen Welle Farsi: “Eines der künstlerischen Gebiete der Shahrazad-Gruppe ist die Arbeit mit Icons und Symbolen. Ikonen stellen normalerweise Bilder charismatischer Führer und mächtiger Menschen dar, die aus verschiedenen Gründen von einer heiligen und illusorischen Aura umgeben sind.[…] Ich glaube, dass durch die Politisi erung und Emotionalisierung des Raums der Kritik und Debatte die Möglichkeit einer objektiven und unvoreingenommenen Beurteilung eines Kunstwerks verloren geht.“ https://t1p.de/yhcu8
Die Ausstellung religiöser Symbole sowie persönlicher Gegenstände wie Gewändern, Hüten, Rosenwasser, Unterwäsche, Brille, Fotos und Pass von Ayatollah Khomeini als Pop-Up Schrein in einem geförderten Kulturhaus in Berlin stellt letztlich eine Verharmlosung der Person des Führers der islamistischen Revolution von 1979 dar oder eben einen zeitweiligen Wallfahrtsort her. Khomeinis Installierung von Islamismus, Vernichtungsantisemitismus, Krieg, Zensur der Kunst, Kultur und Wissenschaft, den Hinrichtungen von politischen Gefangenen und der Steinigung von Frauen im Iran, sowie dem Terror gegen iranische Andersdenkende und kritische Kulturaktivist:innen, einschließlich des Mordaufrufs gegen Salman Rushdie im Ausland, wurde aus dem Kabinett ausgeräumt. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk aus dem Jahr 2008 befindet dann Zolghadr auch an Irrsinn grenzend, dass “[u]nter Chomeini und Chatami […] die Kunstszene eine Art Narrenfreiheit” genossen habe. https://t1p.de/4a7ft
Die Ausstellung fand im “Haus der Kulturen der Welt” statt, nachdem dort der erfolglose Versuch der so genannten “Iran-Konferenz” der den deutschen Grünen nahe stehenden Heinrich Böll-Stiftung vorausging (April 2000), auf der vorgeblich “Moderate” innerhalb des unreformierbaren klerikalfaschistischen Systems im Iran unterstützt werden sollten. Gegen diese Farce wurde aus dem Publikum tatsächlich eindrücklich protestiert, unter anderem mit einer schmerzhaften Performance der iranischstämmigen Künstlerin Parvaneh Hamidi gegen die brutale Unterdrückung von Frauen im Genderapartheit-Regime. Das antisemitische Regime bekämpft alles, was es als Auswüchse des Judentums betrachtet, das Ablegen des Kopftuches, Feminismus, Gleichberechtigung, Homosexualität, die Moderne sowie die Menschenrechte und Freiheit im Iran.
Tirdad Zolghadr, der auch den absurden “Strike Germany“-Aufruf unterzeichnete, hat zu Beginn des Jahres 2023 außerdem mit “Ruangrupa”, den Kuratoren der documenta 15 von 2022, kooperiert. “Ruangrupa” hatte für die Documenta ein überdimensioniertes Plakat “People’s Justice” der indonesischen Künstlergruppe “Taring Padi” ausgewählt. Dargestellt wurden darauf unter anderem ein mit Davidstern versehener Einsatzpolizist oder Soldat mit Schweinsgesicht, der einen Helm mit der Aufschrift “Mossad” und ein mit Davidstern versehenes Halstuch trug und ein Kapitalist/Vampir mit Schläfenlocken. Im Verlauf wurden weitere Israel diffamierende, antizionistische und antisemitische Werke auf der documenta 15 identifiziert.
Dies alles wird wird in der Ankündigung des Kulturprojektes mit “Ruangrupa”, bei dem Zolghadr keynote speaker war, verschwiegen. https://t1p.de/tuyxw
https://archive.is/xGllx
Tirdad Zolghadr hält zudem Film-, Kunst- und Kulturvorträge im Iran – zuletzt 2021. Das heißt, dass er, ohne öffentlich wahrnehmbare Kritik zu äußern, während des brutalen Vorgehens der Mullahs gegen die Protestierenden im Land weilte. Unzählige kritische Kulturaktivisten wurden verhaftet, gefoltert, hingerichtet oder ins Ausland – auch nach Deutschland – vertrieben. Für ihn war das offenbar kein Anlass, seine Iranreisen öffentlichkeitswirksam abzusagen. Zolghdr führte außerdem ein Interview mit der Regimezeitung Shargh (https://t1p.de/h7g7g), die dem vermeintlichen Reformflügel angehört.
https://t1p.de/h7g7g
https://t1p.de/syf9s
https://t1p.de/1w0xy
Im Iran entscheidet die “Allgemeine Abteilung für kulturelle Angelegenheiten der Iraner im Ausland” über die Bewilligung zur Abhaltung von Vorträgen ausländischer Experten. Diese Abteilung setzt sich aus den Ministerien für Geheimdienste, Kultur und Islamische Führung sowie dem Ministerium für Inneres und Auswärtige Angelegenheiten der Islamischen Republik zusammen. Ihr wesentliches Ziel ist es, die Vortragenden dazu zu veranlassen, über den misslichen Einfluss der westlichen Kultur und die Probleme von Kulturaktivisten im Westen zu berichten. Dieser Doktrin gemäß können eingeladene Vortragende wie Tirdad Zolghadr erst nach der Bewilligung der Abteilung ein Iran-Visum in der Botschaft in Berlin, die ein Zentrum von Geheimdienstlern und Terroristen ist, erhalten.
In einem Interview mit der iranischen Website iranian.uk.com vom Jahr 2006, in dem er als “ein Mann mit drei Pässen” bezeichnet wird, behauptete Tirdad Zolghadr, dass er während einer Iran-Reise wegen eines Filmdrehs verhaftet wurde. Dabei enthüllte er womöglich, wie er vom Regime im Ausland lanciert wurde: “Ein paar Tage hinter Gittern schaden nicht nur nicht, sondern steigern auch den Wert der Arbeit, insbesondere in der internationalen Kunstszene. Nun, manchmal ist es schwer, nicht sarkastisch zu sein. Denn in der Kunst kann man genau erkennen, was attraktiv ist und was nicht. Wenn man unter Druck steht, kann man so eine Gefängnisgeschichte schnell erzählen. Danach wird sie eine Aura umgeben, Sie werden als Andersdenkender bewertet. Ja, dies ist sehr abenteuerlich und sexy.” https://t1p.de/ycbz2
Die Duldung des islamistischen Antisemitismus der Hamas respektive des Regimes im Iran, inklusive der Aktivitäten des IZH und der IGS, die an den jährlichen antiisraelischen Alquds-Märschen in Deutschland beteiligt sind, bei deren Hauptkundgebung in Teheran „Free Palestine“ und „From the River to the Sea, Palestine will be free“ skandiert wird, stärkt Rassismus, Populismus und Rechtsradikale auch an deutschen Universitäten. Die Gefahr für die Demokratie durch die AfD-Iran-Russland-Connection im Rahmen der Kooperation des Deutschen Zentrums für Eurasische Studien ist dramatisch (siehe Iran Appeasement Monitor, 22.9.2017). Außerdem wurde durch die BDS-relativierende “Initiative GG5.3 Weltoffenheit” im Dezember 2020 die antizionistische und antiisraelische Einstellung vieler deutscher Kulturpolitiker:innen, im Kunst- und Kultur-Establishment sowie an Universitäten und in bestimmten links sich gebenden Szenen gefördert, die folglich zunehmend in antiisraelischen beziehungsweise antisemitischen Inszenierungen oder der Exkulpierung bis zum Feiern von Terror oder der lnfragestellung des Existenzrechts Israels zum Ausdruck kommen.
https://t1p.de/1vn5
https://t1p.de/echw4
Es ist kaum verwunderlich, dass linksidentitäre Demonstranten nun Parolen skandieren, die denen deutscher Rechtsextremer zum Verwechseln gleichen. Bei den einen ist die Rede vom “deutschen Schuldkult”, die anderen wollen von der “German guilt” befreien, die einen schreien “Kauft nicht beim Juden!”, die anderen fordern den Boykott alles aus dem jüdischen Staat Stammenden. Während sich die Progressiven noch unisono gegen den Angriff Putins positionierten, den sie zu Recht als weltweit einflussreichen Rechtsextremen und Homosexuellenverfolger ausmachten, verfallen nun viele von ihnen seiner Propaganda und der des Genderapartheid- und Homosexuellenmörder-Regimes im Iran. Für das Regime ist Israel der Erzfeind. Putin ließ Israel in der Folge des Pogroms medienwirksam im Stich. Noch bevor Israel überhaupt reagierte, ging die Querfront aus identitären und antiimperialistischen links sich Gebärdenden, die sich ihre Empathie mit den israelischen Opfern des Massenmordes ideologisch abtrainiert haben, Pazifist:innen, besorgten Bürger:innen, Rechtsradikalen und Islamisten “für Palästina” auf die Straße. Auch darauf zielte der vom Iran unleugbar mitgeplante Angriff der Hamas auf Israel ab. Und die Durban-Linken werten den antisemitschen Protest kreativ und kulturell, laut Berichten offenbar unter Mitwirkung von Zolghadr, im Sinne des Regimes auf.
“Am 13. November wurde an der Universität der Künste in Berlin eine antisemitische Performance von 80 bis 100 Studentinnen inszeniert. Die meisten trugen schwarze Kleidung und schwarze Corona-Masken, und die Innenflächen ihrer Hände waren blutrot bemalt. Das sei ein Zeichen dafür, dass Blut klebe an den Händen deutscher Politiker, die den israelischen Krieg mit Waffenlieferungen unterstützten.” https://t1p.de/1bgyg
Die Performance erinnerte hingegen diverse Zuschauer an den unvergleichlich grausamen Lynchmord von Ramallah. “Im Oktober 2000 wurden, in der Nähe von Ramallah, zwei israelische Reservisten wegen Falschabbiegens verhaftet und festgesetzt in einem Polizeirevier. Männer, die mit Messern und Stangen bewaffnet waren, stürmten das Revier und lynchten die beiden Israelis. Und dann trat einer der Mörder ans Fenster und zeigte der Menge seine blutverschmierten Hände.” https://t1p.de/1bgyg
In den USA wurden drei Hochschulleiterinnen aufgrund ihrer Unterlassung der Hilfeleistung für jüdische Studentinnen von einem Komittee befragt. Zwei von ihnen sind nunmehr zurückgetreten. Auch Tirdad Zolghadr sollte sich zu seinen Aktivitäten öffentlich äußern.
Als der deutschen Öffentlichkeit im August 2015 mitgeteilt wurde, dass unter der Schirmherrschaft des damaligen Außenministers Frank Walter Steinmeier in Kooperation der Berliner Gemäldegalerie und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit dem Teheraner Museum of Contemporary Art ein so genannter Kulturvertrag mit dem Iran abgeschlossen wurde, gab es keine vom deutschen Kultur-Establishment vehement unterstützte, illustre Organisation, die dagegen protestiert hätte. Steinmeiers Kulturvertragspartner verlieh zuvor Preise an Gewinner des Holocaust-Cartoon-Wettbewerbes in Teheran 2015 (siehe Iran Appeasement Monitor).
Tirdad Zolghadr scheint ganz im Sinne der Durban-Strategie des antisemitischen Regimes im Iran gehandelt zu haben. Seine wohl ausschlaggebende Mitwirkung an der antisemitischen Performance vom 13. November an der UdK Berlin legt das zumindest nahe. Die seit Jahren von Teheran verfolgte Taktik der Dämonisierung Israels wird dort auch unter anderem mit auf Kundgebungen gerufenen Slogans wie “Condemn genocide!“, “It’s not Complicated!”, “Stop colonialism! It is all German propaganda!” und “Free Palestine from German guilt!” imitiert. Ali Khamenei, der Führer der Islamischen Republik, hatte am 19.11.23 der deutschen Regierung vorgeworfen, Rassismus zu unterstützen, indem sie Israel gegen die Hamas unterstütze. Er sagte: “Die Menschen in Europa und Amerika sollten ihre Pflicht in dieser Situation klarstellen und zeigen, dass sie Rassendiskriminierung nicht befürworten.“ https://t1p.de/fh0a7 . So wurden auch die sich den israelfeindlichen Aktionen verweigernden Student:innen laut informierten Quellen regelmäßig als Rassist:innen diffamiert.
Es steht zu vermuten, dass Tirdad Zolghadr, wie beispielsweise an seiner aktiven Teilnahme an der antiisraelischen Performance an der HdK Berlin ersichtlich wird, zum Werkzeug der Auslandskulturpolitik des Regimes im Iran geworden ist.
In dem Land, das die Verantwortung für die Opfer des Holocausts trägt, und an dessen Universitäten Antisemitismus und Israelhass weder geduldet noch verharmlost werden dürften, sollten sich jüdische Studentinnen und Studenten sicher fühlen können. Tirdad Zolghadr, der in einem antizionistischen “Aufruf zum Frieden” letztendlich die antisemitische Politik des iranischen Regimes ruminiert, ist so nicht tragbar.
Dr. Kazem Moussavi
(Sprecher der Green Party of Iran in Deutschland)
3. Januar 2024