Jungleblog | Von Tunis nach Teheran

von Thomas von der Osten-Sacken

Gastbeitrag von Kazem Moussavi: Massenproteste in Mahabad

Die Kurden im Iran sind seit langem ein Dorn im Auge der regierenden Mullahs. Seit der Machtübernahme Khomeinis im Jahr 1979 sind die Kurden im Vielvölker-Staat Iran Vorreiter der Freiheitsbewegung im Lande. Sie fordern die Autonomie des kurdischen Gebietes in einem föderalen, demokratisch-säkularen Iran.

Nach der Niederschlagung der Demonstrationen der Bevölkerung im Sommer 2009 brennen nun die Straßen in Mahabad, einer der größten Städte Kurdistans im Westen Irans. Die Bewohner der Stadt Mahabad setzten das Hotel TARA in Brand, nachdem eine 25-jährige Angestellte des Hotels, Farinaz Khosravani, die von einem Agenten des Regimes sexuell attackiert wurde, sich durch den Sprung aus der vierten Etage des Hotels das Leben genommen hat. Es ist allgemein bekannt, dass sich in diesem Teil des Hotels Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes aufhalten, die regelmäßig Angestellte sexuell belästigen und vergewaltigen.

mahabad proteste

Wegen des grausamen Todes Khosravanis, der weniger ein Selbstmord als ein Mord ist, protestieren die Bewohner von Mahabad gegen die frauenverachtende Politik des religiösen Repressionsapparates im Iran.

Laut jüngsten Berichten haben die Sicherheitskräfte des Regimes bisher mehr als 50 Menschen verletzt und mindestens 30 Personen festgenommen. Einigen Berichten zufolge wurden zwei Menschen getötet.

Die Protestierenden haben die Bevölkerung Mahabads und anderer Städte Kurdistans für den heutigen Freitag zu Demonstrationen gegen die Brutalität der Polizei und der Basijies aufgerufen. Das Mullah-Regime hat daher bereits eine große Anzahl von Söldnern und Geheimdienstagenten aus den Städten Orumiyeh und Miandoab in und um Mahabad stationiert, um die Ausweitung der Widerstände über Mahabad hinaus zu verhindern.

Während in Mahabad ein militärischer Ausnahmezustand herrscht und seit Donnerstag Lehrerinnen und Lehrer im ganzen Land gegen die unerträgliche Lebenssituation ihrer Familien unter dem korrupten iranischen Bildungssystem protestieren, während Regimegegner verfolgt und ermordet werden und die prominente Menschen- und Frauenrechtsaktivistin Frau Narges Mohammadi willkürlich verhaftet wurde, befindet sich der iranische Ölminister Bijan Zanganeh, auf Einladung des deutschen Außenministers Walter Steinmeier zu Gast in Berlin.

farinaz khowrawi
Farinaz Khosravani

Zanganehs Öl-Ministerium und dessen Tochter-Unternehmen befinden sich nach wie vor auf den Sanktionslisten der EU und der USA. Der ehemalige Revolutionsgardist Zanganeh wurde zuvor vom Stellvertreter der Bundeskanzlerin, Sigmar Gabriel empfangen. Es ist ein Skandal, dass weder Steinmeier noch Gabriel während ihrer Treffen mit Zanganeh öffentlich gegen Menschenrechtsverletzungen im Iran protestiert haben.

Allein diese Woche wurden dort elf Menschen hingerichtet, darunter Ali Yazdi und Zaher Malazehi im Gefängnis Karaj. Am Sonnabend soll die Beerdigung Farinaz Khosravanis stattfinden, ihre Familie wurde vom Regime davor gewarnt, der Auslandspresse Interviews zu geben, sonst würde sie die Konsequenzen zu tragen haben. Die Parole der Demonstranten lautet: “Wir sind alle Farinaz!” Dies ist ein Ruf nach Freiheit für alle Menschen im Iran!

https://www.youtube.com/watch?v=gPYnJA1y6q8

Leave a Reply