Der Iran ist unter den Ayatollahs ein riesiges Gefängnis für Frauen. Im Sharia-Patriarchat gelten den schiitischen Geistlichen zufolge Frauen als halb so viel wert wie Männer, sie haben sich von ihnen bevormunden zu lassen und müssen ihnen dienen. Diese diskriminierenden Ansischten widerspiegeln sich in der Politik und Gesetzgebungen der islamischen Republik. Die Frauen dürfen nicht wie Männer an den Sportveranstaltungen teilnehmen. Der Mullah-Generalstaatsanwalt, Javad Montazeri sagte: „Die Anwesenheit von Frauen im Azadi-Stadion hat keine religiöse Legitimität. Es ist eine Sünde, wenn eine Frau ins Fußballstadion geht und halbnackte Männer beobachtet.“

Auch in der Zwangsverschleierung manifestiert sich die Ungleichheit von Mann und Frau, die damit durch das Regime beurteilt und kontrolliert werden, hinsichtlich dessen, wie gläubig sie und loyal gegenüber dem System sind. Außerdem werden Frauen mittels Kleidungsvorschriften, Zwangskinderehen bis hin zum Verbot von Fahrrad- und Motorradfahren und Reiten sowie organisierte Säure- und Messerattacken tyrannisiert.

Es gibt keine offiziellen Zahlen über die den Anteil von Frauen unter den Inhaftierten, die gegen Sharia-Gesetze verstoßen haben sollen und auch keine darüber, wie viele oppositionelle Frauen binnen der vier Jahrzehnte islamistischer Herrschaft in den iranischen Gefängnissen hingerichtet wurden. Ganz zu schweigen von durch ihre Männer ermordeten Ehefrauen. Morde, die vom Regime-Organ „Tabnak“ als Reaktion auf die Nichteinhaltung religiöser Grundsätze und Normen, die Missachtung von Werten wie Hijab-Tragen und die unmoralischen sozialen und illegalen Beziehungen einer Frau zu einem anderen Mann sowie Armut und schlechte wirtschaftliche Verhältnisse und schwere familiäre Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Gewalt und Schlägen verharmlost und legitimiert werden.

In den letzten Tagen wurde die Nachricht über die Selbstverbrennung der Iranerin Sahar Khodayari – „das blaue Mädchen“ – weltweit verbreitet, die von Haft aufgrund ihres Widerstands gegen das Stadionverbot für Frauen bedroht war. Sie ist selbstverständlich nicht die einzige Frau im Iran, die zu dieser verzweifelten Maßnahme gegriffen hat. Iran liegt bei der Selbstverbrennung der Frauen – laut Regime-Experten – unter den islamischen Ländern auf dem ersten Platz im Nahen Osten.

Die öffentliche Selbstverbrennung einer Frau ist ihr Ausdruck für die Ausweglosigkeit und den Zorn angesichts der Gewalt und Diskriminierung, die den Frauen durch das religiöse Apartheid-Regime und die von ihm kontrollierte Gesellschaft zugefügt wird.

“Das blaue Mädchen” der iranischen Freiheitsbewegung

Die Seit Anfang Januars 2018 landesweit stattfindenden Proteste werden – wie das berühmte Photo einer jungen Iranerin mit erhobener Faust symbolisiert – von den Frauen angeführt. Die Videos zeigen: Sie werfen auf den Straßen den Zwangsschleier von sich und gehen ohne Kopftuch auf die Straßen, trotz der Schikanen der Sittenpolizei. Dies ist ein mutiger politischer Akt gegen das islamistische System, das innenpolitisch vor allem auf der Unterdrückung der Frauen basiert. Das Ablegen des Kopftuches, Feminismus, Homosexualität, die Moderne, die universellen Menschenrechte, die Frauen im Fußballstadion und auch die Freiheitsbewegung werden als Auswüchse Israels (respektive des Judentums) und der USA bezeichnet und hart bekämpft. Sie seien durch die USA und Israel gesteuert, um den Gottesstaat im Iran abzuschaffen.

Die Fachübersetzerin für Englich, Sahar Khodayari (29) hat versucht, sich in Männerkleidung in das „Azadi-Fußballstadion“ zu schleichen. Azadi bedeutet auf persisch Freiheit. Sie wurde entdeckt und zu sechs Monaten Haft verurteilt. Sie wurde gegen eine Kaution freigelassen. Am 1. September 2019 hat sie sich vor dem islamistischen Revolutionsgerichtes in Teheran mit Benzin übergossen und selbst angezündet. Sie verstarb an an ihren großflächigen Verbrennungen im Krankenhaus. Das Regime hat sie aus Furcht vor Protesten ohne Beisein ihrer Familie heimlich außerhalb ihres Geburtsortes Qom begraben. Der Familie wurde außerdem eine Trauerfeier für das blaue Mädchen untersagt. Der iranischen Presse wurde eine Berichterstattung über den Fall untersagt.

Das religiöse Regime behandelt Frauen äußerst brutal. Gegen jede „ungläubige“ und kritische Frau geht das Regime mit härtesten Mitteln und immer grausameren Methoden vor, und das in aller Öffentlichkeit. Damit zeigen die Mullahs ihren Willen, zum Machterhalt auch die letzten Systemgegner – die Frauen halten sie potenziell dafür – einzuschüchtern und zu vernichten.

Es ist eine dringende Aufgabe der internationalen Gemeinschaft, das Schicksal des „blauen Mädchens“ zum Anlass zu nehmen, den Kampf der iranischen Frauen für Freiheit und Gleichberechtigung zu unterstützen. Sahar Khodayari war ein Fußballfan, daher sollte nicht nur die FIFA, sondern auch die deutschen Fußballnationalmannschaften der Frauen und Männer, sich an die Seite der Fußball-Liebhaberin Sahar stellen und die iranische Unterdrückungspolitik gegen die Frauen – auch im Sport – zu verurteilen.