Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2025
Iran im November 2025: Die Anatomie des Tötungsstaates – Herrschaft durch Hinrichtung und Angst
Der November 2025 steht als Menetekel über der Gegenwart Irans – ein Monat, der die politische Anatomie dieses Regimes schonungslos offenlegt. Hinrichtungen sind hier keine Randerscheinung, sondern der Herzschlag der Macht. Die Islamische Republik definiert sich nicht durch Recht, sondern durch die institutionalisierte Praxis des Tötens.
Die genaue Zahl der Hinrichtungen wird vom Regime bewusst nicht offengelegt, und selbst bekannte Zahlen bleiben nur eine erschütternde Dunkelziffer. Menschenrechtsorganisationen dokumentieren eine Welle staatlicher Exekutionen,(Amnesty International und Iran Human Rights (IHRNGO), die ihr historisches Vorbild in den Massakern der 1980er‑Jahre findet. Selbst die konservativsten Zahlen nennen über 155 Hinrichtungen, darunter fünf Frauen. Realistischere Recherchen sprechen von 260 bis 270, während Netzwerke politischer Gefangener mehr als 335 dokumentierte Hinrichtungen melden – darunter mindestens acht Frauen, 43 Luren, 37 Kurden, 22 Aserbaidschan‑Türken, 13 Araber, 12 Gilaken, 6 Belutschen sowie 5 afghanische Staatsangehörige.
Doch jede dieser Zahlen steht nicht nur für den Tod einzelner Menschen, sondern für ein Land in erzwungener Geiselhaft – für eine Gesellschaft, deren Leben dem Machterhalt der ideologisch enthemmten Ayatollahs, der Revolutionsgarden und ihrer Netzwerke geopfert wird.
Der November als Zyklus der Gewalt
Die Geschichte wiederholt sich – im Iran trägt sie den Namen November. Seit Jahren markiert dieser Monat den blutigen Höhepunkt staatlicher Gewalt.
Im November 2019 töteten Sicherheitskräfte laut unabhängigen Quellen wie Reuters über 1.500 Demonstrierende, als im ganzen Land Proteste gegen das Regime aufflammten (Amnesty International, BBC). Im November 2022 folgten neue Exekutionen, um die Bewegung „Jin, Jiyan, Azadî / Frau, Leben, Freiheit“ zu brechen. Nun, im November 2025, erreicht die staatliche Hinrichtungsmaschinerie ihren traurigen Höhepunkt (Human Rights Watch). Diese Wiederholung ist kein Zufall, sondern Methode. Der November ist im iranischen Machtkalender kein Monat, sondern ein Menetekel: das zyklische Ritual der Einschüchterung durch Blut – ein strategischer Akt, um die Bevölkerung zwischen Hoffnung und nackter Angst gefangen zu halten.
Frauen im Iran: Doppelte Unterdrückung und Zwangsverschleierung
Kaum ein anderes Symbol entlarvt die sittliche Verkommenheit des Regimes so deutlich wie die Exekution und Entrechtung iranischer Frauen. Sie sind Opfer einer doppelten Gewalt – der patriarchalen Unterdrückung und des religiös sanktionierten Terrors (UN-Sonderberichten). Viele von ihnen wurden zuvor Opfer häuslicher und sexueller Gewalt, Zwangsverheiratung, Armut und Zwangsverschleierung (Deutsche Welle (DW), bevor der Staat sie ein zweites Mal bestrafte. Die Hinrichtung dieser Frauen ist kein Justizakt, sondern die Vollstreckung einer Genderapartheid-Staatsideologie, die das weibliche Dasein kontrollieren, verschleiern und zum Schweigen bringen will.
„In diesem Land stirbt eine Frau nicht nur einmal – sie wird ihr Leben lang zu Tode regiert.“ Dieser Satz aus der iranischen Zivilgesellschaft fasst die Tragödie einer Gesellschaft unter dem Mullah-Regime zusammen, deren Frauen erst erniedrigt und dann ausgelöscht werden.
Das Regime erhebt die Scharia zur Waffe, formt sie zum Bollwerk gegen jede weibliche Selbstbestimmung und verwandelt Frauenkörper in politische Warnzeichen. Es ist keine Rechtsprechung – es ist ideologische Rache gegen Frauen, die das Regime als wenn überhaupt Mensche zweiter Klasse betrachtet.
Ethnische Minderheiten: Strategisch entrechtet und gezielt eingeschüchtert
Unter den Hingerichteten finden sich überproportional viele Angehörige ethnischer Minderheiten: Belutschen, Kurden, Araber aus Ahvaz, Turkmenen und auch Bahai (Amnesty International und IHRNGO). Sie leben seit Jahrzehnten in struktureller Diskriminierung – ohne rechtliche Sicherheit, faire Bildung oder gleichberechtigte Teilhabe.
Ihre Hinrichtungen erfolgen meist nach erzwungenen Geständnissen unter Folter und unter Anklagen wie „Spionage für Israel“ oder „Feindschaft gegen Gott“ (Human Rights Watch). Das ist keine Rechtsprechung, sondern bewusste Strategie: ein System der gezielten Angstverbreitung über Regionen, die das Regime bewusst politisch schwächen will.
„Für Minderheiten im Iran bedeutet ein Prozess nur, dass das Urteil längst gefällt ist“, sagte ein Menschenrechtsaktivist. Diese Praxis offenbart den repressiven Charakter eines Staates, der seine Macht durch systematische Entwürdigung und die Spaltung der Gesellschaft sichert.
Politische Gefangene: Wenn Widerstand mit dem Tod beantwortet wird
Unter den Exekutierten im November-Monaten befinden sich vermutlich zahlreiche politische Gefangene – Studierende, Lehrerinnen, Gewerkschafter, Künstler, Aktivistinnen und Aktivisten (Reporter ohne Grenzen (RSF). Ihr einziges „Verbrechen“ bestand darin, Wahrheit zu sprechen, zu protestieren oder solidarisch zu handeln, für das Leben, für die Freiheit, für die Gleichberechtigung und Demokratie.
„Im Iran ist die Todesstrafe nicht das Ende eines Prozesses – sie ist der Prozess.“ Dieser Satz eines ehemaligen politischen Gefangenen bringt das System auf den Punkt. Hinrichtungen dienen nicht der Gerechtigkeit, sondern der Abschreckung. Wenn Zivilcourage sichtbar wird, antwortet das Regime mit Blut. Angst ist das Schmiermittel der Macht, Willkür ihr Werkzeug, Hinrichtung ihre Sprache und Kommunikation.
Das Schweigen der Welt: Appeasement statt Moral
Während das Regime im Iran seine Kritiker und Oppositionelle hängen lässt, reagiert die Welt mit diplomatischer Routine. Westliche Regierungen äußern „tiefe Besorgnis“, doch konkrete Maßnahmen bleiben im Nebel beschwichtigender Rhetorik. Die UN protokollieren, aber handeln nicht. Und jene Staaten, die wirtschaftlich von der Kooperation mit den Mullahs profitieren, schweigen vollständig.
„Die Welt reagiert erst, wenn die Leichen zu zahlreich sind, um ignoriert zu werden“, warnte ein iranischer Menschenrechtler. Doch diese Schwelle ist längst überschritten – und die Welt bleibt dennoch stumm, tub und blind.
Dieses Schweigen ist keine Neutralität, sondern Beihilfe. Wenn Machtkalkül, geopolitische Interessen und Wirtschaftsprofite über Menschenrechte gestellt werden, stirbt nicht nur der Freiheitsgedanke – auch das moralische Fundament und demokratische Ideale der freien Welt zerbricht.
Ein Regime, das nur durch Furcht existiert
Die Geschichte der Todesstrafe im Iran – von den Massenhinrichtungen politischer Gefangener 1988 – viele Schätzungen gehen von mindestens 2.800 bis zu 5.000 Toten aus Amnesty International – bis zu den Rekordzahlen im November 2025 – beweist, dass dieses religiöse System weder reformiert wurde noch reformierbar ist.
Es baut auf Angst und kann keine Freiheit erzeugen, nur Unterordnung. Im Iran ist die Todesstrafe kein Werkzeug der Ordnung – sie ist die Ordnung selbst. Ein Regime, das Frauen exekutiert, ethnische Gruppen entrechtet und politische Gegner vernichtet, hat sich von jeder Vorstellung menschlicher Würde getrennt. Es herrscht nicht über Recht, sondern über Leben und Tod.
155, 260, 335, 1.500, 2.800 oder 5.000 – Zahlen eines Unrechtsregimes
Ob 155, 260 oder 335 Hinrichtungen ( Iran Human Rights) – die Zahlen des November 2025 unterscheiden sich nur rechnerisch, nicht moralisch. Sie dokumentieren denselben Unrechtsapparat, dieselbe sakralisierte Gewalt, denselben religiösen Terrorstaat, der Menschen zu Instrumenten seiner Machterhaltung degradiert.
Wer angesichts dieser Verbrechen schweigt, steht nicht zwischen den Fronten – er steht auf der Seite der Täter.
In einem staatlich institutionalisierten Gender-Apartheid-System ist Schweigen niemals neutral. Es ist Beihilfe. Es ist Schuld. Es ist Gewalt.
Solange dieses Regime existiert, werden die Hinrichtungen weitergehen und sich immer dann steigern, wenn seine Herrschaft ins Wanken gerät. Nur wenn die Welt klar und entschlossen an der Seite der Jin‑Jiyan‑Azadî‑Bewegung steht, kann dieser tödliche Kreislauf der Angst durchbrochen werden.