Der Iran hat kein Ressourcenproblem – er hat ein Regimeproblem

Erst zerstört das Mullah-Regime die Ressourcen – dann beschuldigt es die Bevölkerung

Der Artikel im Regimemedium Farikhteghan behauptet, der Iran stehe an der Spitze der „globalen Rangliste der Ressourcenverschwendung“ – verbunden mit dem Vorwurf, die Bevölkerung trage die Verantwortung. Diese Darstellung ist weder fachlich haltbar noch politisch neutral. Sie entlastet ein System, das seit Jahrzehnten die natürlichen Grundlagen des Landes zerstört und die ökonomische Basis aushöhlt. Indem Farikhteghan Brot- und Wasserverschwendung, Heizgewohnheiten oder Alltagskonsum überzeichnet, verschiebt das Blatt die Verantwortung von der politischen Führung auf jene unterdrückten Menschen, die selbst am stärksten unter der ökologischen und sozialen Zerstörung leiden. Die Bevölkerung wird zur moralischen Projektionsfläche instrumentalisiert, um die Rolle der Machtzirkel unsichtbar zu halten.

https://farhikhtegandaily.com/page/275807/

Medienpropaganda als Stütze des Regimes

Regimemedien wie Farikhteghan erfüllen nicht die Funktion einer kritischen Öffentlichkeit, sondern wirken als ideologische Instrumente politischer Legitimation. Sie produzieren Narrative, die strukturelle Ursachen verbergen, individuelles Fehlverhalten betonen und staatliches Versagen als Ergebnis angeblicher Unvernunft der Bevölkerung erscheinen lassen. Selektive Daten, manipulative Rahmung und irreführende Vergleiche schaffen ein Deutungssystem, das Kritik neutralisiert und Verantwortung verfälscht.

Ein besonders deutliches Beispiel solcher medialen Propaganda ist die jüngste Drohung des Mullah-Präsidenten Masoud Pezeshkian, Teheran müsse evakuiert werden, falls bis Jahresende kein signifikanter Regen falle. Diese Warnung in einer Form der Fake-Information dient nicht dem Krisenmanagement, sondern der politischen Manipulation. Eine Umsiedlung von 12 bis 18 Millionen Menschen ist weder technisch noch ökonomisch realisierbar und politisch völlig undenkbar. Das Regime besitzt weder die gesellschaftliche Legitimation noch die internationale Kooperationsfähigkeit für ein solches Vorhaben – nicht zuletzt aufgrund seiner Terrorpolitik, Raketen- und Atomprogramme. Die Drohung ist ein Trugbild, das Angst erzeugen und eigenes Versagen verdecken soll.

Zudem bleibt unbeantwortet, wohin Menschen überhaupt evakuiert werden könnten: Es existiert im Land keine Region mit stabiler Wasserversorgung, sauberer Luft und intakten ökologischen Lebensgrundlagen.

https://jungle.world/blog/von-tunis-nach-teheran/2025/12/evakuierung-teherans-ein-politisches-trugbild-durch

Industriestrukturen, die Umwelt zerstören und Macht sichern

Der zentrale Motor der Ressourcenvernichtung ist eine Industrie, die von militärisch-wirtschaftlichen Netzwerken dominiert wird. Deren Verbrauch an Energie, Wasser und Rohstoffen übersteigt den aller Haushalte um ein Vielfaches. Trotz erheblicher Gasreserven verbrennen Kraftwerke und Fabriken weiterhin große Mengen Mazut und Schweröl – Brennstoffe mit extrem hoher Emissionslast, die Luftverschmutzung, massive Gesundheitsbelastungen und Klimaschäden verursachen.

Diese Umweltzerstörung ist kein technisches Versagen, sondern das Ergebnis politischer Prioritäten: Veraltete Anlagen, hohe Leitungsverluste und ineffiziente Produktionsketten sichern jene Machtstrukturen, die auf Intransparenz und wirtschaftlichen Abhängigkeiten beruhen. Modernisierung wird systematisch verhindert, weil sie die politischen und finanziellen Interessen der herrschenden Netzwerke gefährden würde. Ökologische Verwüstung wird damit zum Bestandteil eines autoritären Erhaltungsmechanismus.

Wasserkrise als Folge politischer Fehlplanung

Die Wasserkrise des Iran ist politisch erzeugt, nicht klimatisch determiniert. Jahrzehntelange Fehlentscheidungen – Staudämme ohne ökologische Grundlage, überdimensionierte Flussumleitungen, die Zerstörung traditioneller Bewässerungssysteme und die unkontrollierte Ausbeutung von Grundwasser – haben Seen, Flüsse, Wälder und Böden vernichtet. Diese Projekte dienten nicht wissenschaftlicher Rationalität, sondern den Interessen jener staatlichen und militärischen Akteure, die Großprojekte als Macht- und Profitquelle nutzten.

Die Folgen reichen von Bodendegradation über den Verlust landwirtschaftlicher Kapazitäten bis hin zu erzwungener Migration. Die offizielle Behauptung, individuelles Verhalten sei die Ursache der Wasserknappheit, ignoriert den systemischen Charakter dieser Eingriffe vollständig.

Lebensmittelversorgung im Schatten politischer Ökonomie

Die Verknappung und Verteuerung von Grundnahrungsmitteln ist das Ergebnis eines deformierten Wirtschaftssystems, das Produktionsketten zerstört, Einkommen entwertet und Qualitätsstandards auflöst. Preismanipulation, Korruption, mangelnde Infrastruktur und monopolartige Kontrolle zentraler Märkte durch staatliche Akteure führen zur Vernichtung großer Mengen von Lebensmitteln und Rohstoffen. Die moralische Anklage gegen das Konsumverhalten der Bevölkerung dient lediglich der Ablenkung von den strukturellen Ursachen eines Systems, das selbst elementare Rechte in Unsicherheit verwandelt.

Ressourcen als Mittel geopolitischer und ideologischer Machtpolitik

Die natürlichen Ressourcen des Landes fließen nicht in Entwicklung, Sanierung oder gesellschaftlichen Aufbau, sondern in militärische und ideologische Projekte. Ein erheblicher Teil der staatlichen Einnahmen aus Energie, Rohstoffen und Industrie wird in Raketenprogramme, Atomprojekte und die Finanzierung von Gruppen wie Hamas, Hisbollah, den Houthi-Milizen oder Hashd al-Shaabi gelenkt. Diese Prioritätensetzung dient der Durchsetzung einer expansionistischen Ideologie – einschließlich der erklärten Vernichtung Israels – und ist eine zentrale Ursache internationaler Sanktionen, die breite Teile der Gesellschaft in existenzielle Not gestürzt haben.

Damit fehlen Ressourcen für ökologische Sanierung, Infrastrukturmodernisierung, medizinische Versorgung und soziale Sicherheit.

Die Umweltzerstörung und die zunehmende Armut im Iran sind das direkte Ergebnis einer Politik, die Ressourcen in Aufrüstung, ideologische Expansion und den Kampf gegen Israel lenkt. Die Kosten dieser Prioritäten trägt fast vollständig die iranische Bevölkerung, von der laut regimnahen Medien inzwischen rund 73 Millionen Menschen – bei insgesamt etwa 90 Millionen Einwohnern – in wachsender Armut leben.

Systemische Armut durch ökologische und politische Verwüstung

Die zunehmende Armut im Iran ist die direkte Folge eines Systems, das Ressourcen nicht produktiv nutzt, sondern entwertet. Die Zerstörung landwirtschaftlicher Regionen, die sinkende Wasserverfügbarkeit, die extreme Luftverschmutzung und der Zusammenbruch lokaler Ökonomien treiben Millionen Menschen in Existenzunsicherheit. Arbeitsplätze verschwinden, Löhne verlieren an Wert, und die Versorgungssicherheit bricht ein. Armut entsteht nicht durch individuelles Verhalten, sondern durch ein politisches System, das die Grundlagen ökonomischer Stabilität zerstört und demokratische Einflussnahme verhindert.

Keine nachhaltige Zukunft ohne politischen Wandel 

Eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen des Iran wäre möglich – durch wissenschaftliche Planung, demokratische Kontrolle, rechtsstaatliche Institutionen und freie Medien. Doch diese Voraussetzungen sind mit der Machtstruktur der Islamischen Republik unvereinbar. Solange Revolutionsgarden und religiöse Institutionen des Obersten Führers die Kontrolle über Wirtschaft, Umweltpolitik und Informationssysteme besitzen, bleibt jede ökologische Erneuerung ausgeschlossen.

Die gegenwärtige Krise ist daher nicht Ergebnis natürlicher Bedingungen oder individuellen Verhaltens, sondern Ausdruck eines Systems, das Zerstörung in Kauf nimmt, um Macht zu sichern. Ohne grundlegenden politischen Wandel wird sich diese Entwicklung weiter beschleunigen – mit irreversiblen Folgen für Umwelt, Gesellschaft und die Zukunft des Landes.

Auch im Interesse der ökologischen Überlebensfähigkeit des Landes gilt: Dieses Regime muss überwunden werden.

Kazem Moussavi