Teheran: Die tödliche Mullah-Luftverschmutzung

Toxische Luft und Klimawandel im Iran: Mindestens 160 Menschen sterben jeden Tag

In Teheran führt die extreme Luftverschmutzung regelmäßig zur Schließung von Schulen, Universitäten und Arbeitsstätten. Verantwortlich hierfür sind eine desaströse Umweltpolitik, hohe und unkontrollierte Industrieemissionen, eine veraltete Energie- und Verkehrsinfrastruktur sowie der intensive Einsatz von Mazut in Kraftwerken, Raffinerien und Industriebetrieben innerhalb der Stadt und ihrer Umgebung. International zählt Teheran zu den Städten mit den höchsten Feinstaub- und Schadstoffbelastungen weltweit, vergleichbar mit Delhi oder Peking. Die krebserregenden Feinstaubkonzentrationen liegen mit durchschnittlich 28–32 µg/m³ deutlich über dem von der WHO empfohlenen Richtwert von 5 µg/m³. Diese gravierende Umweltbelastung trägt zudem zur spürbaren Erwärmung des lokalen Klimas bei: Die nächtliche Durchschnittstemperatur ist in den vergangenen fünf Jahrzehnten um etwa 0,74 °C pro Jahrzehnt gestiegen. Zum Vergleich beträgt die globale Erwärmung im Zeitraum 2001–2020 gegenüber 1850–1900 0,99 °C (IPCC).

Laut internationalen Emissionsstatistiken gehört der Iran zu den acht größten Produzenten von Treibhausgasen (CO₂-Äquivalente). Die Auswirkungen der sich verschärfenden, multiplen Umweltkrise und der extrem hohen Emissionen aus fossilen Brennstoffen – insbesondere aufgrund des massenhaften Einsatzes von Mazut – verschlimmern nicht nur die lokale Luftverschmutzung, sondern verstärken auch den regionalen und globalen Klimawandel erheblich.

Weitere Einflussfaktoren – etwa internationale Sanktionen, die unter anderem wegen der terroristischen Aktivitäten, der raketen- und atombezogenen Programme sowie der Menschenrechtsverletzungen des Regimes verhängt wurden, ebenso wie globale Energie- und Technologieabhängigkeiten oder allgemeine strukturelle Entwicklungsprobleme – werden hier nicht vertieft, könnten jedoch in einer umfassenderen Analyse einbezogen werden.

Teheran: Symbol einer systematisch erzeugten Luftkatastrophe

Die geografische Lage Teherans im Talkessel des Alborzgebirges und die regelmäßig auftretenden Temperaturinversionen sind dem Regime seit Jahrzehnten bekannt. Trotz dieses Wissens wurden bislang keine wirksamen, fachübergreifenden Gegenmaßnahmen ergriffen. Heute steht Teheran exemplarisch für eine weitgehend vom Mullah-Regime selbst erzeugte Luftkatastrophe. Die chronische Smogdecke, die dauerhaft über der Hauptstadt liegt, ist kein zufälliges Nebenprodukt, sondern das Ergebnis jahrelanger umweltpolitischer Vernachlässigung. Durch anhaltendes Missmanagement und die konsequente Priorisierung geopolitischer und ideologischer Ziele wurden die Gesundheits- und Umweltrechte der Bevölkerung systematisch missachtet.

Ursachen der Luftverschmutzung

Verkehr und veraltete Fahrzeuge

Über 70 % der Luftschadstoffe in Teheran stammen aus dem Verkehrssektor. Der stark überalterte Fahrzeugbestand verschärft die Problematik erheblich: Millionen Fahrzeuge sind ohne funktionsfähige Emissionskontrollsysteme oder gültige technische Prüfungen unterwegs und verursachen extreme Konzentrationen von Stickoxiden (NO₂) und Kohlenmonoxid (CO). Kohlenmonoxid beeinträchtigt die Sauerstoffversorgung des Körpers und stellt insbesondere für Kinder, ältere Menschen und chronisch Erkrankte ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar.

Hamid Hosseini, Sprecher der Vereinigung der Ölexporteure, sagte: „Eine große Anzahl von Dieselfahrzeugen fährt in den Städten herum, und unser Gasoil (Diesel) hat einen sehr hohen Schwefelgehalt. Er liegt tatsächlich 1500-mal über dem internationalen Schwefelstandard, und dieses Problem verursacht mehr Umweltverschmutzung als Benzin. Zur zeit sind mehr als 20 Millionen Pkw unterwegs, von denen etwa 9 Millionen veraltete Fahrzeuge sind. Diese Fahrzeuge haben auch keinen standardgerechten Kraftstoff, und ihre Leistung entspricht ebenfalls nicht den Normen.“

Esmail Kahram, ehemaliger Berater der Umweltbehörde, sagte:Jede Rakete, die gebaut wird, kostet zwei Millionen Dollar. Wenn die Gesundheit der Menschen für die Verantwortlichen wirklich wichtig wäre, könnten wir mit dem Geld für zehn Raketen unseren Schweröl-Brennstoff (Mazut) auf internationale Standards bringen – aber das tun sie nicht, weil sie andere Prioritäten setzen. Unser Mazut in Iran enthält siebenmal mehr Schwefel als der internationale Standard. Auch die Qualität unseres Benzins ist nicht angemessen, und die Fahrzeuge, die wir benutzen, haben ebenfalls keinen guten Standard. Dennoch ist die Auswirkung des Schweröls (Mazut) auf die Verschmutzung um ein Vielfaches größer als die anderer Faktoren.“

Zwar existieren theoretisch die Möglichkeiten der Modernisierungsprogramme im Verkehrsbereich, doch werden sie politisch blockiert oder aufgrund von Korruption nicht umgesetzt. Eine Familie berichtet, dass ihre Kinder den Schulweg nur noch mit Mundschutz zurücklegen können; dennoch kommt es regelmäßig zu Hustenanfällen und Atembeschwerden. Kinder wie die zwölfjährige Sara aus Karadsch nahe Teheran leiden unter schwerem Asthma. Die benötigten Medikamente sind teuer und häufig nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich. Da den Eltern die finanziellen Mittel fehlen, verpasst sie regelmäßig den Unterricht.

Mazut/Schweröl: Der tödliche Brennstoff

Die Luftverschmutzung betrifft nicht nur Teheran, sondern nahezu alle großen Städte des Iran, darunter Isfahan, Mashhad, Täbris, Shiraz und Abadan. Neben dem Verkehrssektor stammen die zentralen Komponenten der städtischen Luftbelastung – Stickoxide (NOₓ), Kohlenmonoxid (CO), Schwefeldioxid (SO₂) sowie Feinstaubpartikel (PM₂,₅ und PM₁₀) – in erheblichem Umfang aus industriellen Großanlagen. Diese Betriebe befinden sich größtenteils im Besitz des Staates, der Revolutionsgarden (IRGC) oder der religiösen Stiftungen im Machtbereich des Obersten Führers Ali Khamenei.

Hinzu kommen geheime militärische und atomare Aktivitäten, die keinerlei Umweltkontrollen unterliegen – einschließlich der nicht nachvollziehbaren Entsorgung radioaktiver Abfälle und emissionsrelevanter Rückstände. Die veraltete und unzureichend modernisierte Industrieinfrastruktur sowie die politisch gewollte Abhängigkeit von stark verschmutzenden Brennstoffen wie Mazut verschärfen die Smogproblematik in Teheran und treiben die landesweite Luftkrise weiter voran. Hassan, ein Ingenieur in einer Ölraffinerie, berichtet, dass er und seine Kollegen täglich dem dichten Smog ausgesetzt sind und immer häufiger unter gesundheitlichen Beschwerden leiden.

Verstärkende Faktoren

Abfall- und Abwasserinfrastruktur

In Teheran ist das System zur Entsorgung von Hausmüll, Industrie-, Krankenhaus- und Sonderabfällen unzureichend und weitgehend ungeordnet. Häufig werden Abfälle ohne wirksame Trennung, Vorbehandlung oder sichere Endlagerung gesammelt, verscharrt oder sogar offen verbrannt, wodurch Schadstoffe in die Luft, den Boden und das Grundwasser gelangen.

Zugleich fehlt in weiten Teilen der Stadt wie auch in zahlreichen Industriegebieten ein modernes und technisch zuverlässiges Abwasser- und Kanalisationssystem. Dadurch werden ungeklärte oder lediglich unzureichend gereinigte Abwässer direkt in die Umwelt eingeleitet. Diese strukturellen Defizite tragen insbesondere unter den warmen und trockenen klimatischen Bedingungen erheblich zur weiteren Belastung von Umwelt und Atmosphäre bei und gefährden langfristig die Gesundheit der Bevölkerung.

Zerstörung der Wälder, der Atomorgane der Städte

Die iranischen Wälder, oft als die „grünen Lungen“ des Landes bezeichnet, sind zu rund 80 % zerstört, etwa die Hälfte davon in den letzten drei Jahrzehnten. Exakte offizielle Zahlen speziell zu den Wäldern rund um Teheran liegen nicht vor. Ursachen sind Brände, Abholzung und illegaler Holzexport.

Aktuell brennen die Hirkanischen Wälder am Alborzgebirge am Kaspischen Meer, mit dramatischen ökologischen und wirtschaftlichen Folgen. Der Schwund der Wälder verschärft die Luftverschmutzung, zerstört CO₂-Senken und führt zu massivem Verlust von Flora und Fauna.

Boden- und Wasserzerstörung

Der lokale Treibhauseffekt in Teheran wird durch die Mischung aus Staub, Ruß, Ozon und Aerosolen verstärkt, die die Erwärmung erhöhen und die Dauer von Inversionslagen verlängern. Riesige Staubquellen entstehen durch ausgetrocknete Flüsse (Zayandeh Roud, Karun, Hamun), zerstörte Feuchtgebiete, Bodenerosion, unregulierte Wasserentnahme, schlechte landwirtschaftliche Praktiken sowie durch den fortlaufenden Bau von Staudämmen durch Baufirmen der Revolutionsgarden.

Schadstoff- und Staubwinde aus dem zentralen Iran transportieren diese Belastungen in den Teheraner Kessel, wo sie sich mit Industrieemissionen zu einer hochgiftigen Mischung verbinden. Dieses lokale „Treibhaus“ intensiviert die Luftverschmutzung und verschärft die Gesundheits- und Klimaprobleme der Stadt.

Saurer Regen

Während Regenperioden fällt in Teheran saurer Niederschlag, der Böden, Gewässer und landwirtschaftliche Flächen belastet und langfristig schädigt. Hohe Konzentrationen von SO₂ und NOₓ in der Luft fördern die Bildung dieses sauren Regens, der Mikroorganismen zerstört, Nährstoffe auslaugt und die Versauerung von Oberflächengewässern beschleunigt. Dies hat gravierende Folgen für Landwirtschaft, Ökosysteme und die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung.

Gesundheitliche und ökonomische Folgen

Die saisonalen Smogspitzen in Teheran haben dramatische gesundheitliche Auswirkungen. Jährlich sterben zwischen 40.000 und knapp 60.000 Menschen vorzeitig, besonders betroffen sind Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfällen, COPD, Lungenkrebs und chronischen Atemwegserkrankungen.

Persönliche Berichte verdeutlichen die Situation: Rentner wie Ali müssen lebensnotwendige Medikamente über den Schwarzmarkt beschaffen, während Ingenieure wie Hassan in Ölraffinerien täglich dem Smog ausgesetzt sind und gesundheitliche Beschwerden entwickeln.

Laut Mohammad Sadegh Hassanvand, Leiter des Forschungszentrums für Luftverschmutzung, ereignen sich im Iran im Jahr 2025 rund 58.000 Todesfälle durch Luftverschmutzung. Teheran verzeichnet mit 8.800 Todesfällen die höchste Zahl, gefolgt von Maschhad mit 3.100 Todesfällen.

Auch die ökonomischen Folgen sind erheblich: Krankenhausaufenthalte, Produktivitätsverluste und Reparaturen beschädigter Infrastruktur summieren sich auf über 17 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Während die Bevölkerung diese Last trägt, fließen die Einnahmen aus Industrie- und Energieanlagen überwiegend in geopolitische und militärische Projekte, statt den Lebensstandard der Bevölkerung zu verbessern.

Gasreserven und Missmanagement: Ein Land voller Energie – und voller Smog

Der Iran verfügt über die zweitgrößten Erdgasreserven der Welt, die technisch eine Versorgung von Haushalten, Industrie und Verkehr mit sauberer Energie ermöglichen würden. Zusätzlich könnten Solarenergie in den Wüstenregionen, Geothermie sowie Windkraftanlagen an den Alborz- und Zagrosgebirgen und am Kaspischen Meer nachhaltig genutzt werden. Stattdessen verschiebt das Regime Investitionen zugunsten fossiler Brennstoffe und priorisiert schnelle Gewinne für militärische Projekte, korruptionsbedingte Klientelwirtschaft und geopolitische Expansion. Zeitweise wird sogar Gas aus dem Ausland importiert, während im Inland hochgiftiges Mazut verbrannt wird. Nach Berichten werden Öl und Gas auch an Nachbarstaaten wie Irak, Syrien und Libanon geliefert, um den geopolitischen Einfluss auszubauen, ohne die inländische Versorgung zu verbessern.

Darüber hinaus gehen enorme Mengen Gas aufgrund alter Leitungsnetze und veralteter Fördertechnik verloren, was Ineffizienz und Umweltbelastung zusätzlich verstärkt. Dieses Missmanagement ist kein Zufall, sondern Ausdruck politischer Prioritäten: Profit, Macht und geopolitische Expansion stehen über Gesundheit, Umwelt und dem Lebensstandard der Bevölkerung.

Repression und Widerstand: Umweltaktivist:innen und Schüler:innen

Umweltschutz gilt dem Regime als Bedrohung. Aktivist:innen wie Niloufar Bayani, Morad Tahbaz und Taher Ghadirian wurden verhaftet, gefoltert oder zu langen Haftstrafen verurteilt, selbst wissenschaftliche Forschung wird kriminalisiert. Die 17-jährige Zahra muss anonym arbeiten, um ihre Sicherheit zu schützen.

Trotz der Repression erheben sich Schüler:innen: Am 19. Januar 2026 demonstrierten hunderte Kinder in Karadsch gegen die Smogvergiftung – ein kraftvolles Zeichen dafür, dass die Bevölkerung für ihr Recht auf saubere Luft kämpfen muss, während der Staat seine Verantwortung missachtet.

Politische Analyse und verpasste Zukunftschancen

Selbst modernste Technologien könnten die zunehmende Luftkrise im bestehenden System nicht lösen. Der propagierte „Clean Air Act“ von 2017 bleibt ein Papiertiger: Es fehlen Investitionen in moderne Kraftwerke, eine wirksame Verkehrsmodernisierung und jede strukturelle Umsetzung. Stattdessen setzt das Regime auf kurzfristige, symbolische Maßnahmen wie Fahrverbote oder Schulschließungen.

Die Ursachen der Luftverschmutzung sind strukturell und politisch eindeutig: Energieanlagen liegen in der Hand militarisierter Institutionen, Gas wird exportiert, während giftiges Mazut im Inland verbrannt wird. Unkontrollierte Emissionen aus Großanlagen, militärische und atomare Industrien, die systematische Verfolgung von Expert:innen und Aktivist:innen sowie Korruption, Missmanagement und ideologische Priorisierung der Expansion der Revolution verschärfen die Krise zusätzlich.

Effektiver Umwelt- und Luftschutz im Iran: Das Regime muss weg

Das Regime ist nicht in der Lage, die von ihm selbst verursachte Umweltkrise zu bewältigen. Der Großteil der ökologischen Ressourcen fließt in die Taschen der Revolutionsgarden und Klerikalbanden. Statt Luftreinigung und Gesundheit der Bevölkerung zu priorisieren, setzt das Regime auf Machtprojekte, ideologische Kontrolle und die subventionierte Versorgung verbündeter vernichtungsantisemitischer Terrorkräfte sowie auf Atom- und Raketendrohnenprojekte – die Mullah-Luft bleibt lebensgefährlich.

Quellen

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  4. Iran News Update on Mazut
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  13. World Bank: Tehran Air Quality Report
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  16. Atlantic Council: Iran oil export
  17. Spiegel: Hisbollah Öl-Lieferung
  18. Euronews: Hilfe aus Iran
  19. t1p.de link