Deutsche Empörung, iranische Strategie – Die „Free Gaza“-Parole im Schatten Teherans
Wie das Mullah-Regime westliche Diskurse für sich nutzt
Auf den Straßen deutscher Städte hallen nach wie vor Parolen wie „Free Gaza“ und „Free Palestine“. Unter den Demonstrierenden finden sich Hamas-Anhänger:innen, antizionistische Linke, Queers und Islamisten –eine paradoxe Allianz, die oft übersieht, wessen Agenda sie mitträgt. Diese Proteste sind längst zur Bühne der Mullahs geworden, die jeden Ansatz zu Frieden in der Region untergraben und die Empörung im Westen gezielt für ihre Zwecke nutzen.
Die antiisraelischen Demonstrationen gefährden zunehmend das jüdische Leben in Deutschland: Juden können nicht mehr frei ihre religiösen Symbole tragen, wie etwa eine Kippa auf der Straße. Selbst in einem als antiisraelisch bekannten Queer-Café in Berlin-Neukölln („K-Fetisch“) kam es jüngst zu Übergriffen: Eine Frau, die ein T Shirt mit hebräischer Schrift „Falafel“ trug, wurde aus dem Café gedrängt. Auch jüdische Student:innen an deutschen Universitäten berichten, dass sie sich auf dem Campus zunehmend unsicher fühlen, da antiisraelische Stimmungen und Parolen dort offen und gewaltsam geäußert werden. Darüber hinaus ist auch ein proisraelisches Kultur-Café in Berlin-Neukölln („Bajszel“) Ziel von wiederholten Drohungen: Den drei Betreibern wurde auf einem Flyer offen Mord angedroht.
Auch heute marschieren diese Gruppen gegen den Waffenstillstand und rufen lautstark ihre Parolen. Der aktuelle Waffenstillstand für Gaza, vermittelt unter anderem durch Trump, ist nur eine Atempause. Die eigentlichen Problemverursacher – Hamas, das iranische Regime und ihre jihadistisch-antisemitische Ideologie – bleiben aktiv. Während die Welt von Frieden spricht, arbeitet Teheran weiter an seinem geopolitischen Entwurf, in dem Gaza nicht Ziel, sondern Werkzeug ist.
Diese Demonstrationen zeigen Empörung ohne Erkenntnis, Moral ohne Kontext, Solidarität ohne Wahrheit. Hinter der grellen Oberfläche verbirgt sich eine politische Regie, die nur wenige erkennen: Während in Berlin, London und New York „From the River to the Sea“ und „Genozid in Gaza“ gerufen wird, profitiert das iranische Regime von der westlichen Empörung – und lenkt sie in seine eigene strategische Richtung.
Der 7. Oktober war kein isolierter Terrorakt. Er war das Ergebnis jahrelanger strategischer Arbeit des Mullah-Regimes, das Hamas stärker unterstützt hat als Türkei, Katar und andere Staaten – jener Theokratie, die seit Jahrzehnten die „Auslöschung Israels“ in ihr Staatsdogma eingeschrieben hat. Hamas ist nicht nur ein Akteur, sie ist ein Werkzeug in einem größeren geopolitischen Entwurf: „Die Eroberung von Jerusalem läuft über Gaza“, da das Regime längst dessen strategisches Alquds-Ziel “den Weg nach Jerusalem über Kerbela” bis an die Türen von Gaza verlegt hat. Dass dieser Zusammenhang in westlichen Debatten kaum vorkommt, ist kein Zufall: Israel erscheint als Täter, Palästina als Opfer, der Westen als Beobachter – und die islamische Republik als unsichtbarer Regisseur, selbst als Opfer der imperialistischen USA.
Diese Blindheit ist mehr als ein Informationsdefizit; sie ist politische Komplizenschaft. Wer das Leid der Palästinenser instrumentalisiert, um Israel zu dämonisieren, dient ungewollt genau jenen Kräften, die Freiheit, Frauenrechte und demokratische Werte mit Füßen treten. Die Mullahs wissen, dass westliche Öffentlichkeit auf Empörung reagiert – und liefern die Bilder, die diese Empörung auslösen. Gaza wird zur Bühne, das Elend zur Inszenierung von “Völkermord in Gaza“.
Während antizionistische linke Aktivisten in Deutschland und im Westen von Kolonialismus sprechen, bleibt die reale koloniale Herrschaft im Nahen Osten außen vor – die islamistischer Diktaturen wie der Mullahs im Iran und der Hamas in Gaza über ihre eigenen Bevölkerungen. Kaum jemand erwähnt, dass Palästinenser in Gaza unter einem autoritären Regime leben, das Meinungsfreiheit verbietet, Frauen entrechtet und Homosexualität und eigene Gegner mit dem Tod bestraft. Internationale Medien berichten von mindestens 36 Hinrichtungen der Hamas-Gegner seit dem Waffenstillstand.
Ebenso wenig wird über die Korruption und Repression der Palästinischen Autonomiebehörde von Mahmood Abbas in Ramallah gesprochen, die jede Opposition erstickt. Noch weniger wird von antiisraelischen “Kindermörder”-Rufenden wahrgenommen, wie systematisch palästinensische Kinder indoktriniert und als Teil der Kriegsmaschinerie ausgebildet werden – eine Generation, der Kampf und Hass als Lebensinhalt eingepflanzt werden, damit sie später als Kämpfer, Propagandainstrumente oder Kanonenfutter dienen. „Freiheit für Palästina“ klingt gut, bleibt aber eine hohle Formel, wenn nicht auch die Freiheit vor Hamas und Fatah gemeint ist.
Hinzu kommt eine historische Verkürzung: Israel wird als „Kolonialprojekt“ bezeichnet, obwohl Juden indigene Wurzeln in der Region haben, die weit älter sind als die meisten heutigen Nationalstaaten. Der Zionismus war keine Eroberung, sondern die Rückkehr zu einem Ort, der nie aufgegeben wurde. Doch diese Tatsache stört das Schwarz-Weiß-Bild, das viele Demonstranten bevorzugen: Israel als Täter, Palästina als Opfer.
Die Empörung folgt einer auffälligen Logik der Auswahl. Für Tote in Gaza wird getrauert, doch die Opfer in Syrien, Jemen, Iran und Israel durch Hamas-, Hisbullah- und Houthi-Terror bleiben namenlos. Hunderttausende ermordete Zivilisten, gefolterte Frauen, verfolgte Journalist:innen – keine Fahnen, keine Demos, kein Pathos. Der moralische Kompass zeigt nur dorthin, wo Empörung gegen Israel möglich ist. Das ist kein Zufall, sondern ein Symptom von Antisemitismus, Antizionismus und Antiisraelismus.
Die Mobilisierung gegen Israel ist nicht nur politisch, sie ist psychologisch: Sie bietet jenen, die an der Welt verzweifeln, die einfache Erlösung, auf der „richtigen Seite“ zu stehen. Deshalb marschieren selbst queere und feministische Gruppen Schulter an Schulter mit Sympathisanten von Hamas und Mullahs – Bewegungen, die sie in Gaza nicht überleben würden. Diese paradoxe Allianz zeigt, wie sehr der Westen moralische Kategorien von Realitäten getrennt hat.
Verstärkt wird dieses Phänomen durch die Dynamik der sozialen Medien: TikTok, Instagram, Facebook und X verwandeln den Nahostkonflikt in eine emotionale Serie, in der Täter und Opfer nicht durch Fakten, sondern durch Bildsprache entschieden werden. Fakten stören, Emotionen verbinden. So entsteht ein digitales Mitgefühl ohne Wurzeln – eine Empathie ohne Wissen und Verantwortung. In Berlin jedoch ist die mediale Inszenierung längst Teil des Protests geworden: Streamer filmen gewalttätige Ausschreitungen und das Vorgehen der Sicherheitskräfte, um die Bilder sofort in die sozialen Netzwerke zu jagen – Bilder, die Empörung erzeugen sollen, aber nicht Wahrheit, sondern Stimmung produzieren. Aus der Straße wird ein Studio, aus der Realität eine Bühne.
Ein besonders deutliches Beispiel dieser Inszenierung ist die sogenannte Gaza-Flottille, die seit Jahren unter dem Banner „humanitärer Hilfe“ segelt, in Wahrheit jedoch politische Provokation und ideologische Kampagne ist. Ihre Organisatoren – unter ihnen islamistische Netzwerke, türkische Aktivisten der IHH und westliche Unterstützer mit antizionistischem Selbstverständnis – nutzen die humanitäre Symbolik, um Israels legitimes Sicherheitsinteresse zu delegitimieren. Auch aus Deutschland beteiligen sich regelmäßig Aktivist:innen und Gruppen, die sich als „Friedensaktivisten“ bezeichnen, tatsächlich aber als PR-Instrumente eines totalitären Regimes fungieren. Sie liefern Teheran und der Hamas jene Bilder, die sie für ihren Propagandakrieg benötigen: das Bild des „unterdrückten Palästinenservolks“ und des „grausamen israelischen Militärs“. In Wahrheit bringen diese Flottillen weder Frieden noch Hilfe, sondern Narrative, die das Leid verlängern.
Doch während der Westen in moralischer Selbstinszenierung verharrt, nutzt Teheran diesen Zustand als strategische Waffe. Das politische Novum liegt darin, dass der Iran heute keinen klassischen Propagandaapparat mehr braucht – die westliche Öffentlichkeit übernimmt seine Arbeit. Die Slogans der Straße wirken als Fernwirkung iranischer Außenpolitik. Der kulturelle Einfluss geschieht nicht mehr durch Geheimdienstnetzwerke, sondern durch ideologische Anschlussfähigkeit – bis seine Botschaften mit Atomraketenambitionen gegen den jüdischen Staat als moralischer Konsens erscheinen.
So entsteht ein Szenario, das über den Nahostkonflikt hinausweist. Die antiisraelische Mobilisierung ist ein Symptom globalen Realitätsverlusts, in dem Empörung gegen Aufklärung gerichtet wird. Die politische Neuheit liegt darin, dass autoritäre Regime wie die islamische Republik und die Hamas ihre westlichen Kritiker nicht mehr bekämpfen müssen – sie lassen sie für sich sprechen.
In diesem Spiegelbild verliert der Westen seine intellektuelle Selbstachtung. Haltung wird mit Erkenntnis verwechselt, Moral mit Macht, Opferstatus mit Wahrheit. Wer Israels Existenzrecht infrage stellt, stellt das Prinzip der Selbstbestimmung infrage – und damit genau jene Idee, auf der jede freie Gesellschaft beruht.
Wenn heute auf den Straßen „Free Palestine“ gerufen wird, sollte die entscheidende Frage lauten: Frei – von wem? Von Israel? Oder von jenen, die die palästinensische Bevölkerung seit Jahrzehnten als Schachfigur benutzen? Wer diese Frage nicht stellt, wird ungewollt zum Statisten eines Dramas, dessen Drehbuch längst in Teheran geschrieben wurde.
Wer sich auf diese Parolen verlässt, spielt nicht für Gerechtigkeit – er spielt die Not der Menschen gegen sie aus. Deutschland und der Westen sind längst Teil des Stücks, das in Teheran geschrieben wurde, während Moral und Realität auf der Strecke bleiben.
